„Ich bin Fotografin, also spreche ich in Bildern und verstehe meine Fotografien immer auch als Kommentare zu gesellschaftlichen Prozessen und als Veränderungsimpulse.
Ich wünsche mir, dass in unserer Gesellschaft die Würde aller Menschen ohne wenn und aber respektiert wird:
Jede und jeder soll mit seiner oder ihrer Art des In-der-Welt-Seins geachtet werden und sich auf seine ganz eigene Art entfalten und zeigen dürfen.
Meine Fotografien sind in all ihrer Direktheit immer auch ,Verbeugungen‘ vor den Menschen, die das Wagnis eingehen, sich mir und meiner Kamera zu zeigen: Von den ganz unterschiedlich gehandicapten Menschen, die ich im Laufe der vergangenen 30 Jahren kennengelernt und portraitiert habe, habe ich sehr viel gelernt: Vor ihren Lebensleistungen ziehe ich meinen Hut.“
Hermine Oberück in einem Werkstattgespräch, 2011
Hermine Oberück hat sich seit 1988 immer wieder und in zahlreichen Reportagen mit dem Thema „Leben mit Behinderung“ beschäftigt und in einer Vielzahl von Ausstellungen und Veröffentlichungen ihre immer von großem Respekt gekennzeichneten Portraits von Menschen mit Handicaps gezeigt.
Die Fotografien Hermine Oberücks erzählen die Geschichten von Menschen, die gelernt haben, trotz oder mit ihrer Behinderung einen eigenen Weg zu gehen. In ihrer Gesamtheit zeigen sie außerdem, wie sich in den letzten 35 Jahren die Perspektive auf das Thema „Behinderung“ in Deutschland und anderen europäischen Staaten verändert hat, wie sich Betreuungs-, Wohn- und Supportprojekte für Menschen mit Handicaps entwickelt haben und wie und wo es behinderten Menschen gelungen ist, sich in einer mehr und mehr auf „Diversity“ setzenden Gesellschaft zu emanzipieren.
Sehen Sie hier eine Präsentation mit einer Auswahl von Fotografien aus 30 Jahren.
Rezeptionsgeschichte
Eine kleine Auswahl von Reportagen, Projekten, Langzeitstudien und Ausstellungen, die sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit dem Thema „Leben mit Behinderung“ auseinandersetzen:
1988:
„Unvernünftig – Alltag von Menschen mit geistigen Behinderungen“, Ausstellung, fotografiert im Wittekindshof/Schloss Brenkhausen
1988 – 1997:
„Circus Krönchen“, Kontinuierliche fotografische Begleitung der Arbeit des Circus’, daraus
1997 entstanden: „Circus Krönchen“, Ausstellung im Rathaus Espelkamp.
1988ff.:
fotografische Arbeiten u.a. in Rumänien nach der Öffnung der Grenzen, Waisenhäuser und Behinderteneinrichtungen (fotografiert u.a. im Auftrag von „Die Zeit“, „Evangelischer Pressedienst“, „Der Spiegel“)
1989:
Fotodokumentation und freie Fotografie „In den letzten Tagen der DDR – Zur Lebenssituation von Behinderten in diversen Einrichtungen“
1992ff.:
Fotodokumentation und freie Fotografie „Epilepsiediagnostik und –chirurgie in Bethel/Bielefeld“
1998:
Fotodokumentation und freie Fotografie „Albatros Schule, Förderschule für Kinder mit Körperbehinderungen“
1998ff.:
Fotodokumentation und freie Fotografie in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen in Esteli/Nicaragua (fotografiert im Auftrag des Welthauses, Bielefeld)
2000:
Fotodokumentation und freie Fotografie „Westfälische Schule für Gehörlose und Schwerhörige“
2002:
Fotodokumentation und freie Fotografie „Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, Lebenshilfe Bielefeld“, Bundesvereinigung Lebenshilfe, Marburg.
Fotodokumentation und freie Fotografie „Special Olympics“, Bielefeld.
2003:
Fotoausstellung anlässlich des 20. Geburtstages von „Circus Krönchen“
2003:
„SpielArten“, Fotojournalistische Dokumentation des Festivals und Pressearbeit des integrativen Kulturfestivals „SpielArten“, das die Diakonische Stiftung Wittekindshof 2003 in Kooperation mit der Stadt Espelkamp als Beitrag zum Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen veranstaltete, in diesem Zusammenhang zahlreiche Einzelveröffentlichungen in unterschiedlichen Medien
2005 Fotodokumentation der „Compagnie Creation Ephemere“, einem integrativ arbeitendem Theaterprojekt, in Millau/Frankreich
2008ff.:
Fotodokumentation, freie Fotografie und Ausstellung mehrerer, durch die Aktion Mensch finanzierte Modellprojekte „Kurse für Schülerinnen der Mamre Patmos Schule in Bethel, für Mädchen mit Sehbehinderungen und für erwachsene Bethel-Bewohnerinnen“, u.a. fotografiert und gezeigt im Selbstverteidigungs- und Bewegungszentrum für Frauen und Mädchen im BellZett e.V., Bielefeld
2010:
Fotodokumentation und freie Fotografie, „Integrationsprojekt Zirkus“, Evangelische Stiftung Volmarstein.
Weitere Informationen zu den hier aufgeführten Projekten und Ausstellungen gewünscht? fotografie@oberueck.com
„Meine Projekte mit und Portraits von ,Menschen mit Behinderungen‘ aus den Jahren 1980 bis 2010 sind für mich mit einem zentralen politischen, professionellen und persönlichen Anliegen verbunden: Sie sollen beitragen zu einer Veränderung des oft hochmütigen, immer diskriminierenden Blicks auf Menschen, die als geistig, psychisch oder physisch ,behindert‘ wahrgenommen werden.“
Hermine Oberück in einem Werkstattgespräch, 2011